Scherschneiden

Herstellung und Einsatz schergeschnittener Löcher in mechanisch gefügten Verbindungen unter Verwendung höherfester Stähle im Stahlbau bei zyklischen Beanspruchungen

Sowohl im Stahl- als auch Metallbau werden vielerorts mechanische Fügeverbindungen wie Schrauben-, Vollniet- und Schließringbolzenverbindungen eingesetzt. Die Notwendigkeit der Lochherstellung ist allen genannten Fügetechnologien gemein.

© Siemens Gamesa
Turm Windenergieanlage mit Schraubenverbindungen und schergeschnittenen Löchern
© TU Dresden
Schliffbilder: Vergleich der Schnittflächenqualität

Problemstellung

Das Fertigungsverfahren Scherschneiden, welches zur Vorlochherstellung geeignet ist, wird durch normative Regelungen oftmals ausgeschlossen. Die wirtschaftlichen Vorteile dieses Verfahrens bleiben damit ungenutzt. Dieses generelle Verbot ist in Anerkennung neuer und qualifizierter Scherschneidmethoden zu überdenken. Durch die Anwendung neuartiger Scherschneidmethoden mit optimierten Schnittparametern sowie modifizierten Stempel- und Matrizengeometrien wird auf die Maximierung des Glattschnittanteils an der Lochwand abgezielt. Damit sollen die Nachteile hinsichtlich des Sprödbruch- und Ermüdungsverhaltens gegenüber gebohrten Löchern ausgeglichen werden.

Zielstellung

Die Projektbearbeitung verfolgt folgende Ziele:

  1. Qualifizieren des Scherschneidens durch Definition der Fertigungsparameter für Löcher in hochfesten Stählen
  2. Nachweis der Qualifizierung des Scherschneidens durch quasi-statische Traglastversuche und Schwingfestigkeitsuntersuchungen an Lochstäben. Als Referenz gilt das gebohrte Loch.
  3. Nachweis der Qualifizierung des Scherschneidens an Scher-/Lochleibungs- und gleitfest vorgespannten Verbindungen. Als Referenz gelten Verbindungen mit gebohrten Löchern.

Nutzen

Mit der Qualifizierung des Scherschneidens wird für KMU ein erheblicher Beitrag zur Senkung der Produktionskosten und Verkürzung der Prozesszeiten bei der Bauteilfertigung geleistet. Daneben können Ingenieurbüros die Ergebnisse zur kostenoptimierten Planung von Stahlbaukonstruktionen heranziehen. Das Vorhaben wird umfassende Erkenntnisse zur Erweiterung der Ausführungsregeln des Stahlbaus liefern. Die Ergebnisse sind zusätzlich in den Nutz-, Trailer- und Schienenfahrzeugbau, in dem zumeist KMU vertreten sind, übertragbar.

Projektpartner

  • AGILE WIND POWER Deutschland GmbH
  • Arconic Fastening Systems Limited
  • Bombardier Transportation
  • DIBt - Deutsches Institut für Bautechnik
  • FIBRO GmbH
  • FMA Freitaler Metall- und Anlagenbau GmbH
  • Goebel GmbH
  • Hexogon GmbH
  • Howmet Aerospace
  • ibvm - Verbindungen im Metallbau
  • ITM Zschaler GmbH
  • SFS intec GmbH
  • STIEBLICH HALLENBAU GmbH
  • Titgemeyer GmbH & Co. KG
  • voestalpine Stahl GmbH

Förderhinweise

Das IGF-Vorhaben Nr. 22108 BR / P1594 „Herstellung und Einsatz schergeschnittener Löcher in mechanisch gefügten Verbindungen unter Verwendung höherfester Stähle im Stahlbau bei zyklischen Beanspruchungen“ (Schergeschnittene Löcher in höherfesten Stählen) der FOSTA – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V., Düsseldorf, wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Das Vorhaben wird an den Instituten TU Dresden / Professur für Fügetechnik und Montage und Fraunhofer IGP Rostock durchgeführt.